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Mittsommerfechten 2013 – Der Zehnte Streich!
Zum zehnten Mal durften wir historische Fechter aus dem ganzen Bundesgebiet in Krefeld willkommen heißen. Über vierzig Teilnehmer und Trainer kamen am 22.06.2013 in der Halle der Robert-Jungk-Gesamtschule, Krefeld-Hüls zusammen.
Wegen der Rheinische Schüler Meisterschaft im Degen mussten wir kurzfristig unserer angestammten Halle im Arndt Gymnasium den Rücken kehren und gen Krefeld-Hüls ausweichen. Die Verlegung erfolgte ohne größere Probleme, keine panischen Anrufe ala „Wo seid Ihr denn?“ und die neue Halle hat schon was. Mal sehen, ob wir auch beim Adventsfechten wieder in Krefeld-Hüls sein werden.
Bei unserem Jubiläum widmeten wir uns dem Thema "Gefecht - Fechten auf dem Schlachtfeld" und konnten wieder einmal 4 hochkarätige Seminare anbieten.
Ingo Petri und Karen Schmidt, Hammaborg: „Clearing the Deck!“
Impressionen von Julia Gräf, Gladiatores: “Ohne große Vorreden und Erklärungen wurden wir für diesen Kurs von Ingo und Karen in zwei Gruppen aufgeteilt, die mit einhändig geführten Waffen und teilweise mit Schilden gegeneinander antreten sollten. Passend zum Titel des Kurses wurde zunächst mit Bänken und blauen Matten ein Schiffsdeck simuliert, wer "über Bord ging" war raus. Die erste Aufgabe für uns war, als Gruppe zu agieren und die Angriffslinie zu halten und schon gings los. Schnell wurde allen klar, das Techniken dabei nebensächlich werden. Ingo erwähnte eine historische Säbel Quelle, die für diese Kampfesweise nur drei Angriffe und die passenden Paraden kennt: von oben, von oben rechts und von oben links, alle anderen Aktionen können die eigenen Leute gefährden. Obwohl die wenigsten bis dahin Erfahrungen mit dem Kämpfen in einer Linie hatten, haben alle schnell kapiert, dass das Ziel dabei sein muß zu überleben, nicht den Gegenüber zu treffen. Waghalsige Aktionen und Vorpreschen gefährden das Bestehen der gesamten Gruppe. Spätestens als Ingo es sich nicht nehmen ließ, selbst in das Kampfgeschehen einzugreifen, wurde klar, dass es sich dabei nicht um einen Kurs im eigentlichen Sinne, sondern um ein moderiertes Ausprobieren verschiedener Taktiken handelte, immer wieder gab er zwischendurch einzelnen Personen oder der ganzen Gruppe Tipps, Tricks und Taktiken zum Ausprobieren. Das seitlich beschränkte Schiffsdeck wurde nach einiger Zeit weggeräumt, so dass auch Flankenangriffe, Läufer oder Spiele wie "catch the flag" ausprobiert werden konnten. Wer wollte, durfte auch zwischendurch das Kommando für seine Gruppe übernehmen. Der krönende Abschluss war die Einbeziehung von Olivers Stangenwaffenkurs, plötzlich einem Wald von 20 Stangen und Schwertern gegenüber zu stehen, unterstrich noch einmal sehr deutlich das Überlebensziel. Die Atmosphäre war den ganzen Kurs über super, überall wurde über gelungene Aktionen gestaunt und gelacht. Vielen Dank an die Teilnehmer, die alle trotz des teilweise chaotischen Geschehens immer ruhig und sicher geblieben sind und vor allem an unsere beiden Moderatoren Ingo und Karen für die tolle Anleitung.“
Oliver Janspes, Mispeldorn: „Hellebarde in Formation“
Zuerst stand die Einführung in die Handhabung der Hellebarde / Halben-Stange, denn 2,5m lassen sich doch etwas anders führen als Säbel oder Lange Schwerter, im Vordergrund. Nach anfänglich unbeholfenen Bewegungen konnte schnell eine Eingewöhnung mit der nicht so üblichen Waffe beobachtet werden. Der nächste Schritt war dann, das Fechten mit der Hellebarde gegen einen Gegner zu einem Gefecht im Verband. Die ausgiebigen Übungen mit einem Partner folgten dann die Umsetzung der Techniken im Fechten zweier Gruppen gegeneinander. Eine ganz neue Erfahrung, wie sich die Aufmerksamkeit auf die eigene Gruppe und die gegnerische verschieben muss. Auch die Limitierung der einsetzbaren Techniken und das Agieren unter Druck gaben einen guten Einblick in die Hellebarden Gefechte des Späten Mittelalters. Oliver schaffte es wieder eindrucksvoll Stangenwaffen den Kursteilnehmern näherzubringen und ein Gefühl für die Dynamik im Formationsgefecht zu vermitteln.
Spontan kombinierten wir die beiden Workshops und stellten zwei Formationen mit Lang- und Kurzwaffen gegeneinander. Plötzlich ergaben sich weitere taktische Möglichkeiten, die wiederum nur bis zur ersten Begegnung mit der anderen Formation stand hielten. Aber des hohe Spaßfaktor entschädigte für die selten erreichte Umsetzung der taktischen Vorgaben.
Jens Peter Kleinau und Peter Samow, Zornhau: „Gefechte an der Linie. Mit den leichtem Speer und Schild gegen die Formation.“
Wieder eine etwas außergewöhnliche Waffe, dann auch noch mit Schild und als Speer und Lanze einsetzbar. Erst wurde der Einsatz als Lanze in verschiedenen Partnerübungen und abschließend Gruppenübung eingeübt. Auch ohne Pferd zeigte sich, wie schwierig der gekonnte Nutzung der Lanze als Waffe ist. Die folgenden Speer-Techniken unterschieden sich schon recht stark und erlaubten auch andere taktische Umsetzungen. Es war sehr spannend zu sehen, wie verschiedene Techniken Einfluss auf deren taktischen Einsatz haben. Abschluss bildete der Einsatz der Lanze und des Speers in einer 2er Formation gegeneinander. Auch hier ergab die Kombination zweier Waffen ein große Erweiterung der taktischen Möglichkeiten … nun ja bis zum ersten Zusammenstoß wenigstens.
Jörg Bellinghausen und Christian Eckert, Tres Gladii: „Kampf gegen mehrere Gegner nach Hs. 3227a”
Eindrücke von Jan Gosewinkel, Krumphau&Krücke, PSV Unna: "Das eingangs von Jörg Bellinghausen gemachte Versprechen wurde im Laufe des Lehrganges dann auch eingehalten: "Es wird viel Schweiss fließen!" Thema des Workshops war der Kampf des Einzelnen gegen eine Gegnerüberzahl. Die technische Basis entstammte dem Kapitel "Anderer Meister Gefechte" aus der Nürnberger Handschrift 3227a. Somit waren die Fechttechniken den Umständen entsprechend angepasst ehr simpel gehalten, das Augenmerk lag vielmehr auf der taktisch geschickten Bewegung und der Ausnutzung des Raumes sowie der Positionierung zu den Gegnern. Und das bedeutete für die Fechter vor allem eines: Laufen, laufen, laufen! Nicht einkreisen lassen, die Gegnerischen Kräfte flankieren, im richtigen Moment die Gelegenheit zum Gegenangriff auf isolierte Feindkräfte nutzen, und vor allem bei dem ganzen Gewusel nicht den Überblick über die Taktische Situation verlieren! Neben jeder Menge Schweiß, der jedoch ehr den hohen Temperaturen in der Halle geschuldet war, brachten diese Spielerischen Gruppenübungen nicht nur sehr viel Spaß, sondern mit der Zeit stellten sich bei den Teilnehmern auch mehr und mehr Erfolge ein. Gegen Ende des Workshops gelang es eigentlich jedem Teilnehmer, sich mehr oder weniger lange gegen eine Horde in Überzahl angreifender "Bauern" zu behaupten."
Weitere Stimmen zum Mittsommerfechten:
Sebastian Keller, Moderne Schwertkunst: „Es bewährte sich wieder einmal das Konzept „Spaß haben, gemeinsam trainieren und viele Anregungen mitnehmen“. Die Kombination des Hellebarden und Clearing the Deck Workshops ermöglichte zu dem zu erleben, was in einer Lang- und Kurzwaffen Formation funktioniert und was nicht. Auch die Ersatzhalle erwies sich beim Platzangebot als Glücksgriff. Hoffentlich wird sie nicht das letzte Mal der Ort für ein Mittsommer- / Adventsfechten gewesen sein.“
Daniel Arnolds, Freifechter Köln: „Eine Saubere Veranstaltung, bei der der Fokus nicht auf Wettbewerb oder Klopperei lag, sondern auf gut dosierten Workshops mit genügend Freiraum zum Gedanken- und Wissensaustausch. Hier arbeiten Freunde, Bekannte und neue Gesichter zusammen, um fechterisch weiterzukommen. Kein strenger Drill, sondern Begeisterung war ton angebend. Eine rundherum gelungene Veranstaltung, die ihres Gleichen sucht.“
Unser traditionelles Grillen nach dem Mittsommerfechten gab weiteren Raum um sich auszutauschen und sich näher kennen zu lernen.
Bildliche Impressionen können hier gefunden werden!
Auch zum zehntem Mal haben wir vielen Dank für die tolle Unterstützung der Teilnehmer zu danken!
Euer
Fechtsaal
P.S.: Adventsfechten 2013 – „Ordale / Duell“ am 07. Dezember 2013 – weitere Information im Spätsommer 2013!